Tour de France

Caroline Vermalle

Denn das Glück ist eine Reise

Es ist nie zu spät, um zum ersten Mal eine SMS schreiben zu lernen. Immerhin ist George schon 83 Jahre alt, als er damit beginnt.

Er und sein bester Freund Charles wollen die Tour de France nachfahren – mit dem Auto, denn die Knochen und das Herz machen eine Velotour nicht mehr mit. Allerdings ist das nicht so einfach, den Jugendtraum umzusetzen. Charles‘ Familie unterstützt das Vorhaben, hingegen George’s Tochter weiss nichts davon und ist soeben nach Südamerika verreist. Sie hat ihrer Tochter den Auftrag erteilt, auf den Grossvater aufzupassen, damit der keinen Blödsinn anstellt. Nur, die Enkelin ist an einem Filmdreh in London.

Die beiden alten Herren starten die Reise und haben Georges Festnetzanschluss auf sein Handy umgeleitet. So wird niemand merken, dass er gar nicht zu Hause im Lehnstuhl sitzt. Doch die Enkelin kommt ihrem Grossvater schon bald auf die Schliche. Sie verspricht aber ihrem Opa, ihn nicht zu verpetzen, wenn dieser ihr regelmässig eine SMS senden würde. Also muss George lernen, wie man so eine SMS überhaupt aufsetzt. Nachdem er von einem jungen Burschen Unterricht erhalten hat, fängt er eifrig an, seiner Enkelin von der Reise zu berichten.

Was die beiden Freunde auf ihrer Fahrt alles erleben ist herrlich zu lesen. Sie treffen sich mit Charle’s Schwester, in einem Hotel lernen sie einen Senior kennen und freunden sich mit diesem an. George verliebt sich und ist Feuer und Flamme beim SMS schreiben. Waren Opa und Enkelin in ihrer Beziehung vor der Reise Lichtjahre voneinander entfernt, kommen sie sich gerade durch die Kurzbotschaften wieder näher.

Ich möchte nicht mehr über diese feine Geschichte verraten. Nehmt das Buch selber in die Hand, denn es lohnt sich, diesen Roman zu lesen. Ich hatte Lust, danach selber loszufahren und Frankreich einmal mehr zu entdecken – seine Menschen, die Landschaft, das Essen -. Es zeigt die Freundschaft, den Zusammenhalt zwischen alten Menschen und dass es nie zu spät ist, wieder Kontakt unter Familienangehörigen aufzunehmen.

Einzig das Buchcover ist etwas irreführend, mit dem Lavendelfeld und dem Renault 5. Denn George und Charles sind nicht in der Provence und schon gar nicht mit einem R5 unterwegs. Das verzeihe ich dem Verlag aber gerne, denn die Geschichte hat mich zum Lachen gebracht, aber, ich gebe es zu, auch zum Weinen.

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