Es gibt Romane, die liest man, danach legt man das Buch beiseite und vergisst es wieder. „Ada liebt“ gehört definitiv nicht zu dieser Kategorie bei mir.
Unterschiedlicher könnte ein Paar nicht sein, Ada, bei der sich alles um Literatur und Oper dreht, und Bo, der Bauer, der Kühe und Schweine hat und dessen Leitsau, irrtümlich Siegfried heisst. Ausgerechnet auf der Beerdigung von Adas Tante Rosi, läuft sie Bo, der als Sargträger fungiert, über den Weg, als dieser das Gebetsbuch auf den Sarg hinunter fallen lässt. Nach der Bestattung begleitet Ada ihren Vater nur allzu gern jede Woche auf den Friedhof, um Bo zu begegnen. Bei beiden springt der Funke über und Ada fährt regelmässig zu Bo auf den Bauernhof. Ada kann nicht viel mit dem Bauernbetrieb anfangen, es riecht nicht nur im Stall, sondern auch in der Küche nach Schweinen, die Kühe mag sie auch nicht anfassen. Und wenn sie bei Bo übernachtet, jucken ihre Füsse. Trotzdem hängt sie sehr an Bo, kann ihm aber ihre Liebe nicht zeigen. Die berühmten drei Worte bringt sie in seiner Gegenwart nicht über die Lippen. Oft bleiben ihr ganz einfach die Worte weg. Ada hat nicht gelernt sich auszudrücken, lieber verschanzt sie sich hinter ihren Büchern, wie sie es schon in ihrer Kindheit stets getan hat.
Nach dem Schulabschluss zieht Ada in die Stadt, um Literaturwissenschaften zu studieren. Da sehen sich Ada und Bo nur, wenn Ada zu ihren Eltern fährt. Dann fährt sie raus zu Bo, wo er für sie kocht und sie liebt, wie sie ist. Bo hat ein grosses Herz und steht voll im Leben, Ada hingegen steht daneben. Als Bo Ada in der Stadt besucht und in der Oper vor lauter Müdigkeit einschläft, versteht Ada dies nicht. Zwei völlig verschiedene Welten prallen aufeinander.
Ohne Bo geht es nicht, mit ihm geht es auch nicht. Sie vermisst ihn, wenn er nicht bei ihr ist, seine Stärke, den Geruch, einfach alles. Für Adas Mutter ist die Liebe das Wichtigste im Leben, der Vater ist eher wie Ada, nach ihm schlägt sie und kann ihre Gefühle nicht zeigen.
Nicole Balschun hat zwei Figuren geschaffen nach dem Motto „Gegensätze ziehen sich an“. Man wünscht dem Paar so gerne eine gemeinsame Zukunft. Manchmal hatte ich das Bedürfnis, Ada anzuschreien in ihrer Unentschlossenheit, ich wollte sie schubsen und zu ihr sagen: „Mensch, Mädel, worauf wartest du? Du hast das Glück, eine grosse Liebe zu erleben. Lauf und halt sie fest!“
Der Roman ist wahrlich eine Perle und mit viel Herz geschrieben. Mal urkomisch, dann wieder zum Verzweifeln, wegen der Bockigkeit Adas und ihrer Naivität und Weltfremdheit, und dann wieder todtraurig. Mir war, als würde ich danebenstehen und den Beiden zuschauen. Ich hab das Buch verschlungen und habe es seufzend beiseitegelegt, aber Ada und Bo haben mich noch lange beschäftigt und nicht losgelassen. Wie schön war es, dass ich mit meinem Liebsten, der selber von einem Bauernhof stammt, über dieses Buch diskutieren konnte.