„Wenn ein Mann einen Liebesroman geschrieben hat, muss er hernach zum Ausgleich etwas Ordentliches tun. Einen Western schreiben zum Beispiel. Man ist sich das einfach schuldig, nicht wahr?“
Dieser Text von Alex Capus steht auf der Rückseite seines neuen Buches „Skidoo“ Meine Reise durch die Geisterstädte des Wilden Westens, das soeben im Hanser Verlag erschienen ist. Der Autor nimmt den Leser, wie es der Untertitel schon sagt, mit in den Wilden Westen der USA. Er weiss über Bewohner aus Städten namens Bodie, Salt Wells oder eben Skidoo manch spannende und schräge Geschichte zu erzählen. Wer den Autor schon live erlebt hat, weiss, dass man dabei bestens unterhalten wird und sich oft ein Schmunzeln nicht verkneifen kann.
Der Autor erinnert sich erst einmal, dass er immer in Kleinstädten hängen bleibt, ähnlich seiner Heimatstadt Olten. So verschlägt es ihn nach Bodie, wo es einen Totengräber gab, der im Winter Dynamit legte, um die Gruben für die Särge zu sprengen, weil der Boden so beinhart gefroren war. In Skidoo spürt er eine ganz schräge Geschichte auf, die von Joseph Simpson erzählt. Einem Säufer, der eine Bank überfallen haben soll und den Zweigstellenleiter erschoss. Nachdem er bereits gehängt worden war, stellte sich heraus, dass dieser eigentlich gar kein armer Mann war, sondern etliche tausend Dollar Vermögen, auf eben dieser Bank hatte.
Eine kuriose Geschichte wurde in den Zeitungen von Amerika bis nach Grossbritannien gedruckt: ein Erfinder legte sich sein entwickeltes Kühlsystem um, durchquerte das Death Valley und wurde danach erfroren (!) aufgefunden.
Auch in einer Ecke, die Hawiku heisst, verhinderten die Hopi-Indianer auf listige Weise, dass die Conquistadores wieder von dannen zogen und sie wenigstens noch zweihundert weitere Jahre in Ruhe leben konnten.
Amüsant ist schliesslich die Tatsache, dass die berühmte Route 66 ein alter Kamelpfad war. Heute knattern, unter anderem, Motorräder über diese Strasse.
„Und jetzt fuhren sie Stunde um Stunde im Pulk auf dieser Autobahn, an deren Tankstellen das Benzin doppelt und dreimal so teuer ist wie anderso, weil nur hier die Touristen blöd genug sind, eine Fahrt durch die Wüste mit halbleerem Tank anzutreten, und ihre Hintern schmerzten und die Hände waren taub von den Vibrationen der technisch veralteten Harley-Motoren, und der Begleittruck des Reiseveranstalters führte ihnen ihre Rollkoffer hinterher, damit sie am Abend im Holiday Inn zum Abendessen ihre McGregor-Hemden und ihre gebügelten Jeans anziehen konnten…“
Diese Geschichte und noch andere gibt es in diesem Büchlein von fünfundsiebzig Seiten zu lesen. Alte Fotos und Zeitungsausschnitte, die ich gerne etwas grösser gehabt hätte, runden das ganze ab. Alex Capus vermittelt Geschichte und Wissenswertes, dass es ein Vergnügen ist. So würde selbst Schülern der Geschichtsunterricht wieder Spass machen.