„Zürich liest“ 2012 – Die Schweizer Buchpreis Nominierten 2012

Am 11. November 2012 wird an der BuchBasel der Schweizer Buchpreis verliehen. Auf der Shortlist in diesem Jahr stehen Sibylle Berg, Ursula Fricker, Peter von Matt, Thomas Meyer und Alain Claude Sulzer.

Sie alle sollten am Freitagabend im Literaturhaus, anlässlich „Zürich liest“ aus ihren Romanen lesen und der Moderatorin Insa Wilke, Rede und Antwort stehen, über ihr Handwerk, Inspiration etc.

Sollten, denn einer von ihnen fehlte, Peter von Matt. Beatrice Stoll liess uns herzlich von ihm grüssen. Leider konnte er nicht kommen, da er längst, bevor er wusste, dass er auf der Shortlist landen würde, eine Verpflichtung angenommen hatte, die er nicht mehr absagen konnte.

Beatrice Stoll, Alain Claude Sulzer, Sibylle Berg

Sibylle Berg stellte sich als sehr witzige Teilnehmerin heraus und meinte, dass jetzt wohl alle wieder gehen würden, weil sowieso alle wegen Peter von Matt gekommen seien. Als ein Angestellter den Saal verliess, witzelte sie: „Seht ihr, der erste geht schon.“ Allgemeines Gelächter des Publikums. Überhaupt, Literatur ist nicht nur eine ernste Angelegenheit. Mit viel Witz ging es durch den Abend und schlagfertige Antworten kamen von den Autoren, so dass es viel zu lachen gab.

Insa Wilke (links) und Ursula Fricker (rechts)

Insa Wilke stellte nicht immer ganz einfache Fragen, so dass Thomas Meyer einmal meinte: “Müssen Sie so schwierige Fragen stellen?“ Worauf sie erwiderte: „Ich mache nur meine Arbeit. Sie haben ja selbst gesagt, dass Schreiben ein Handwerk sei.“

Thomas Meyer

Alain Claude Sulzer stellte sie unter anderem als Musiker vor, worauf er den Mund verzog und sagte: „Seit mich die Katze vor fünf Jahren ins Bein gebissen hat, mache ich keine Musik mehr.“ Aha, aber trotzdem wird er immer noch mit Musik in Verbindung gebracht.

Und dann kam eine Fragerunde, wie und wo denn geschrieben wird. Sibylle Berg antwortete ganz ernsthaft: „Ich setze mich nackt in die Badewanne und schreibe dort. Soll ich es gleich einmal vormachen?“

Insa Wilke suchte immer wieder Gemeinsamkeiten zwischen den vier Romanen und welchen Mangel die Autoren mit ihrem Roman abdecken wollten. Alain Claude Sulzer sagte darauf trocken: „Es bestand ein Mangel an diesem Buch.“ Und Sibylle Berg will immer noch die Menschen verbessern, alle sollen sich lieb haben und kuscheln. In erster Linie soll es darum gehen, ein Mensch zu sein und nicht ob einer männlich oder weiblich sei. Man stelle sich am Morgen auch nicht vor den Spiegel und sage sich beim Kämmen: „heute bin ich aber weiblich“.

Dann lasen alle aus ihren Romanen vor. Für den abwesenden Peter von Matt übernahm Beatrice Stoll, die Leiterin des Literaturhauses, diese Aufgabe gleich am Anfang des Abends. Jedes Buch ist anders, jeder der Autoren hätte es verdient, den Buchpreis zu gewinnen. Alain Claude Sulzer, der auch in der Jury beim Ingeborg Bachmann-Preis, in Klagenfurt, sass, sitzt jetzt als Autor auf der anderen Seite.

Der Abend hatte grossen Unterhaltungsfaktor und es war schön zu sehen, dass unter dem Publikum nicht nur ältere Personen und nur Frauen sassen – es waren auch jüngere Menschen und Männer auszumachen.

Anschliessend wurde ein Apéro serviert und es bestand die Möglichkeit, sich mit den Autoren zu unterhalten und ich lief in der Gegend herum, um mir die Bücher signieren zu lassen, denn die Schriftsteller/innen sassen nicht an einem gemeinsamen Tisch. Thomas Meyer sagte ich, dass ich mich auf sein Buch freue und er meinte „ich mich auch“. Verständlich, es ist sein erster Roman „Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“ und gleich auf der Shortlist. Das Buch ist speziell, da viele jiddische Ausdrücke vorkommen und irgendwann, während dem Schreiben hätte er nicht mehr unter Kontrolle gehabt, was sein Buch mit ihm anstelle. Das Buch habe die Kontrolle über ihn gehabt.

Ursula Fricker hatte den Daumen einbandagiert, deshalb fragte ich sie, neugierig wie ich bin, was denn passiert sei. Beim Späne machen, für den Holzofen, hackte sie sich in den Daumen. Autsch! Aber das abgespaltete Daumenstück konnte wieder angenäht werden. Die Bandage hindert sie nicht am Schreiben.

Voller wunderbarer Eindrücke kehrte ich, nach einem vollbepackten literarischen Freitag, nach Hause zurück.

11 Gedanken zu „„Zürich liest“ 2012 – Die Schweizer Buchpreis Nominierten 2012

    • Herzlich Willkommen, liebe scarlett, und vielen Dank für die Blumen

      Wenn schon die grossen Tageszeitungen von Zürich es nicht für nötig finden über vier Tage Literaturfestival zu berichten oder wenigstens über den Abschluss mit Zafón, müssen es eben andere tun, die nicht mal dafür bezahlt werden ;). Ich findes es eine Schande, dass nirgends etwas steht, ausser „es war ein grosser Erfolg“. Oder hast du irgendwo etwas gelesen?

      Vielen Dank auch für den Link und ich werde gleich einmal bei dir vorbeischauen.

      Liebe Grüsse
      buechermaniac

      • Ich habe auch nichts gelesen in den Medien, war aber die letzten Tage so überlastet, dass ich dachte, ich hätte die Berichterstattung darüber schlichtweg übersehen. Deshalb habe ich bei mir auch nichts darüber geschrieben. Ich habe noch so viel offen, worüber ich schreiben will, dass ich anfangen muss, Prioritäten zu setzen. Im Übrigen wäre es auch schräg gewesen, wenn ich Tage nach dem Festival bei mir noch davon zu schreiben anangefangen hätte. 😉
        Liebe Grüsse,
        s.

      • Man muss ja Prioritäten setzen. Da ich aber weit im Voraus angekündigt habe, dass ich über das Festival berichten würde, musste ich dies auch umsetzen.
        Versprochen ist versprochen.

        Liebe Grüsse

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