Was macht einer an einem kalten Frühlingstag, wenn er nicht arbeiten muss und sich gerne mit Büchern umgibt? Genau, er befasst sich von morgens bis abends mit Büchern, schliesslich sind sie seine Leidenschaft!
Ich habe eine Woche Urlaub, könnte also ausschlafen, ausgiebig frühstücken und in den Tag hineinleben. Stattdessen wache ich bereits zum zweiten Mal auf – es ist erst halb sieben – für meine Begriffe viel zu früh für ein Frühstück. So hole ich das Buch hervor, das wir für den Lesezirkel ausgelesen haben, und verkrieche mich wieder ins warme Bett um einige Kapitel zu lesen.
Irgendwann knurrt dann doch der Magen. Es gibt Frühstück, danach lese ich einige Literaturbeiträge im Internet, bevor ich mich mit dem Fahrrad auf zum Bahnhof mache. Es ist neblig und die Kälte dringt in alle Poren. Da mache ich doch mal einen Abstecher in die Buchhandlung Beer, an einem der schönsten Altstadt-Plätze von Zürich.
Diese vielen interessanten Neuerscheinungen, wann soll man die bloss alle lesen? Da ich mich nicht entscheiden kann, greife ich zu einer alten Bekannten: S. Corinna Bille’s Romane werden im Rotpunktverlag seit einiger Zeit neu verlegt, der neueste Titel ist eben erst erschienen und ich greife zu:
Dann spaziere ich über den Platz und bevor ich in die nächste Gasse einbiege springt mich ein Strassenschild förmlich an:
Robert Walser lebte und arbeitete neun Jahre in Zürich und den Roman „Der Gehülfe“ habe ich ebenfalls gelesen. Sogleich stehe ich vor dem Restaurant „Reblaube“, wo 1778 – 1801 Johann C. Lavater, Pfarrer zu St. Peter und Philosoph, einst wohnte und kein geringerer als Goethe zu Besuch weilte.
Gleich um die Ecke ist das Literaturmuseum „Strauhof“, das jährlich vier Ausstellungen ausrichtet und auch die James Joyce-Stiftung beherbergt. Ende Jahr soll das Haus geschlossen werden und einem Literaturlabor für Jugendliche Platz machen! Nicht nur viele Literaturfreunde sind empört, sondern auch Joyce Enkel, was man hier nachlesen kann. Zu diesem Museum also führen meine Schritte, denn bis Juni gibt es hier die Ausstellung „Georg Büchner: Revolutionär mit Feder und Skalpell“ zu sehen, die ich mir anschauen möchte. So bin ich mindestens für zwei, drei Stunden an der Wärme.
Die Ausstellung ist interessant und sehr aufschlussreich (darüber werde ich ein andermal berichten) und danach trete ich ins Freie, wo sich inzwischen auch die Sonne zeigt. Kalt ist es immer noch. Ich lenke meine Schritte in Richtung Grossbuchhandlung, bleibe kurz stehen und schaue einem Fotografen bei seiner Arbeit zu, der Aufnahmen mit einem japanischen Model in Plateauschuhen und Shorts (!) macht. Da ziehe ich mir den Reissverschluss meiner Daunenjacke noch etwas mehr zu. In der Buchhandlung hole ich mir deren Büchermagazin, schaue mich noch etwas um, ohne schwach zu werden und weitere Bücher zu kaufen und begebe mich zur Tramhaltestelle.
Wieder im Zug nach Hause, lese ich noch den Artikel über T.C. Boyle in einem Wander-Magazin fertig, das ich am Bahnhofs-Kiosk gekauft habe.
Heute Abend habe ich noch eine Menge zu lesen. Und so geht ein überaus vielseitiger, mit Literatur und Büch(n)ern vollbepackter Tag zu Ende.
Pingback: Weinranken im Wedding – die Luisenbibliothek – Zeichnungen von Susanne Haun | Susanne Haun
Was für ein Tag!
Ja, der Tag war absolut nach meinem Geschmack. Inzwischen stecke ich wieder im Arbeitsalltag, wo die Literatur bereits wieder hinterherhinkt.
Schöne Grüsse
Pingback: (Die Sonntagsleserin) KW #13 – März 2014 | Bücherphilosophin.
Wow, das klingt nach einem wahren Traumtag, so könnte ich mir meinen Bücher- und Leseurlaub auch vorstellen. Interessant schaut ja das Magazin aus, schade, dass es dieses in Deutschland meines Wissens nicht gibt – ich bin ja immer auf der Suche nach neuen Büchermagazinen … 🙂
Liebe Mara
Das Buch-Magazin kannst du auch online durchblättern und lesen, wenn du magst, hier der Link dazu: http://www.books.ch/web/home/magazin.
Heute geht der Urlaub nochmals in eine neue Runde. Nach kalten Tagen steigt das Thermometer über 15 Grad! Gefrühstückt habe ich auf meinem Gartensitzplatz und schon wieder fleissig gelesen. Fällt mir richtig schwer, noch zum Einkaufen zu gehen.
Ich wünsche dir einen schönen Tag.
Herzlich grüsst
buechermaniac
Das Buch-Magazin ist wirklich sehr interessant zu lesen. Danke für den LINK! Danke auch für deine Antwort. Ich hoffe, dass im Strauhof alles so bleibt wie es ist, und die Unterschriftenaktion nicht umsonst war. Kultur muss erhalten bleiben.
LG 😉
Genau so ein Tag steht mir heute bevor, buechermaniac. Danke für die Anregungen. Bei mir geht es gleich los in die Luisenbibliothek im Wedding. Ich bin schon neugierig, es ist eine Ecke, die ich gut kenne aber noch nie habe ich die Bibliothek und die Nebenstraße wahrgenommen.
Einen ebenso schönen Donnerstag wünscht dir Susanne
Dann ist es Zeit, liebe Susanne, dass du auch diese Ecken entdeckst. Viel Spass in der Bibliothek!
Liebe Grüsse
buechermaniac
Es ist schon ein paar Jahre her, da war ich im Strauhof Kaffee trinken – und habe die besondere Atmosphäre noch in guter Erinnerung. Übrigens war ich dort mit der in Zürich lebenden Schriftstellerin Ulrike Ulrich, deren aktuelles Buch „Hinter den Augen“ ich gar nicht genug empfehlen kann – vielleicht gelangt es ja auch einmal auf deine Leseliste?!
Ulrike Ulrich kenne ich leider nicht, aber das Künstlerkollektiv „Index“ bei dem sie mitmacht ist mir dafür ein Begriff. Ein Mitglied hat mir am Literaturfestival in Zürich einmal eine Geschichte geschrieben.
Was kannst du mir denn von dieser Autorin empfehlen?
Der Text, von dem ich so begeistert bin, heisst „Hinter den Augen“ und ist 2013 im Luftschacht Verlag erschienen. Es sind die Gedanken einer Frau, die eine knappe Stunde in einem Magnetresonanztomografen verbringen muss. Sie denkt über die großen und kleinen Dinge des Lebens nach, sie ist unglücklich und genervt angesichts des Lärms und wir können ihr zusehen, zuhören bei dem sprunghaften Denken und Abgleiten und Assoziieren, das ja in unserem Kopf in der Regel stattfindet. Wir denken ja nicht so, wie die meisten Figuren in Büchern denken. Wir denken so, wie die Frau in Ulrike Ulrichs Text und es ist eindrucksvoll, das zu lesen und es ist neben allem anderen auch, dann oft noch komisch.
Aber gut, ich bin befangen und daher (und weil es ja auch ein bisschen zum Zürich-Thema deines Beitrags passt), zitiere ich Martin Zingg aus einem Artikel in der NZZ:
„«Eine Untersuchung» heisst Ulrike Ulrichs Roman im Untertitel. Die Autorin erzählt darin nicht den medizinischen Vorgang, sondern das, was ihr parallel dazu – gleichsam hinter dem eigenen Rücken – alles einfällt. Erzählt und untersucht wird damit auch, was die oft diffusen und flackernden Vorgänge im Hirn der Ich-Erzählerin mit der Sprache anstellen können – und umgekehrt. Das Spannende ist nicht zuletzt das Erzählen, das immerzu vorangetrieben und zugleich gefährdet wird von Assoziationen. Dass dabei die Syntax gelegentlich ins Strudeln gerät und Sätze nicht zu Ende gehen, weil schon der nächste drängt, entfaltet einen eigenen Reiz. Die Summe ist ein dicht gewobener und sehr eindrücklicher Text.“
Schöne Grüße aus Bremen!
Liebe Jutta
Herzlichen Dank für deinen ausführlichen und sehr interessanten Bericht. Vom Luftschacht Verlag habe ich auch noch nie etwas gehört. Aber man kann ja nicht alle Verlage kennen.
Sonnige Frühlingsgrüsse aus der Schweiz!
Sehr gerne und: Man kann die Verlage unmöglich alle kennen – aber das passt ja ganz gut zum „Indiebookday“, der gerade stattgefunden hat …
Dann hat sich für dich das frühe Aufstehen ja so richtig ausgezahlt. Vielleicht sollte ich, statt mit der S-Bahn zu fahren, mein Fahrrad aus den Keller holen, in die Pedale treten und den Frühling genießen. Vielleicht sogar am kommenden Wochenende, soweit das Wetter mir nicht einen Strich durch die Rechnung macht. Die Geschichte, die die Familie Joyce mit Zürich verbindet, finde ich sehr interessant. Erst gestern habe ich meinen „Sonntagsleser“ Beitrag veröffentlicht und auf eine gelungene Rezension zu Ulysses von James Joyce hingewiesen – niedergeschrieben von Texte und Bilder. Mit deinem Beitrag ist meine Neugier zu Ulysses noch größer geworden. Vielleicht sollte ich mit Oliver auch mal nach Zürich reisen, dass denke ich, wenn ich die Bilder sehe und deine Zeilen lese. Ich kann den erzürnten Enkel von James Joyce verstehen und hoffe, dass die Stadt Zürich, ihre Entscheidungen nochmal überdenkt und die Ausstellung der James Joyce-Stiftung im Strauhof Literaturmuseum lässt – dort wo sie hingehört. Ein Literaturlabor für Jugendliche ist sicher eine gute Sache, und ich kann mir vorstellen, wie hitzig (an den literarischen Stammtischen) über das für und wider diskutiert wird.
Ich sende dir liebste Grüße,
Tanja (leseleuchtturm)
Liebe Tanja
Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Zürich kann ich für einen Städtetripp nur wärmstens empfehlen. In Sachen Kultur bietet die Stadt sehr viel, lässt sich wunderbar erwandern, da der Kern übersichtlich ist und hat den schönen See mit den Bergen im Hintergrund. Billig ist es zwar nicht – aber das sind wohl die wenigsten Städte, wenn man denn mal mitten drin ist. Im „Strauhof“ ist nur die James Joyce-Stiftung untergebracht, die ist aber nicht öffentlich zugänglich, leider. Die wechselnden Ausstellungen hingegen schon. Meist ist diese einem Thema oder einem Schriftsteller gewidmet und wird immer interessant umgesetzt. Ich habe ja schon einige Male berichtet, wie zu Charles Dickens, den Gebrüdern Grimm oder Bibliomanie etc.
Es ging ein Aufschrei durch den Teil der Bevölkerung, die gerne in den Strauhof pilgern. Unterschriften wurden gesammelt, um die Schliessung und Verlegung zu verhindern. Ob es noch etwas nützt, weiss ich nicht. Das Literaturlabor kann man auch an einem anderen Ort einrichten, auch direkt in den Schulen. Weshalb muss es ausgerechnet dieser Ort sein? Manchmal kann ich die Politiker leider nicht verstehen. Auch ich bin ziemlich wütend. Schön wäre es, wenn sich das Blatt noch wenden würde!
Herzliche Frühlingsgrüsse sendet dir
buechermaniac
Das klingt nach einem richtig schönen Urlaubstag für Lesefreudige : )
Das war es wirklich, liebe Petra, und es ist noch nicht vorbei 🙂
Liebe Grüsse
Das wäre auch ein Tag nach meinem Geschmack 🙂 Schönen Urlaub noch!
Das kann ich mir schon vorstellen. Und ein weiterer Urlaubstag hat bei schönstem Wetter begonnen. Du entschuldigst? Ich muss lesen gehen 😉
Schöne Grüsse
Was für ein schöner Urlaubstag! Zürich hat offenbar viel zu bieten für Literaturfreunde.
Das hat es tatsächlich. Vor einigen Jahren wäre ich in der Altstadt hin und wieder auch noch einem Schriftsteller begegnet, der hier gewohnt hat – Hugo Lötscher. Leider ist er ja inzwischen gestorben. Auch abends kann man sich noch mit Literatur beschäftigen, wenn sich eine Lesung im Literaturhaus oder im Kaufleuten anbietet, in das Literatur-Café einen Kaffee trinken gehen oder mit einem Literaturführer durch die Stadt wandern und Orte entdecken, wo bekannte Schriftsteller lebten oder etwas darüber zu sagen hatten.
Herzliche Grüsse
buechermaniac
Noch schöne, anregende Urlaubstage mit vielen interessanten Büchern wünscht Ingrid.
Danke, liebe Ingrid, die werde ich bestimmt haben. Zudem lässt sich das Wetter besser an, als gemeldet. Auch wenn es sehr kalt ist, treibt es mich doch nach draussen.
Herzlich grüsst dich
buechermaniac