Charles Dickens – eine Ausstellung

Was verbindet ein Leser mit dem Namen Charles Dickens? Oliver Twist und David Copperfield. Einige haben vielleicht auch „die Pickwickier“ gelesen oder die berühmte Weihnachtsgeschichte „A Christmas Carol“, wovon ich hier schon berichtet habe. Charles Dickens hat aber eine Menge mehr an Spuren hinterlassen und es ist beeindruckend, sich darauf einzulassen. Was viele vielleicht nicht wissen, dass er auch Krimis geschrieben hat. So war ich gespannt, was ich noch alles über den grossen englischen Schriftsteller in der Ausstellung im Museum Strauhof, in Zürich, erfahren und entdecken durfte.

Das Museum Strauhof, das jährlich vier Wechselausstellungen zu Literatur zeigt, hat den 200. Geburtstag von Charles Dickens zum Anlass einer Ausstellung wahrgenommen. Das Museum liegt, fast unscheinbar, direkt hinter der lebhaften und pulsierenden Bahnhofstrasse, spaziert man am Haus vorbei um die Ecke, steht der Flaneur auf einem der schönsten Plätze mitten in der Altstadt, links der Limmat. Der ganze Geräuschpegel rund um die Einkaufsstrassen weicht hier der Ruhe und des Friedens.

Aber wir wollen nun das Museum betreten und einen Rundgang durch die Räume machen:

Der kleine Charles hatte bis zu seinem zehnten Lebensjahr eine unbeschwerte Kindheit. Als die grosse Familie nach London zog, ging sein Vater allzu verschwenderisch mit dem Geld um und auch seine Mutter trug nicht gerade zur Sparsamkeit bei. So verschuldeten sich die Eltern und der Knabe wurde zur Arbeit  in einer Schuhwichse Fabrik, Warren’s Blacking, geschickt, um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Wichse in Tontöpfe füllen, verschliessen und etikettieren, ein ungewohnter und strenger Alltag begann. Als die Eltern auch noch ins Gefängnis kamen, nahm er den weiten Weg unter die Füsse, um sie dort zu besuchen. Nach einer kleinen Erbschaft kamen die Eltern wieder frei. Charles Schulbildung wurde vernachlässigt und er nahm es vor allem seiner Mutter übel, dass seine Schwester gefördert wurde.

Die Zeit in der Fabrik war hart für den Jungen und hinterliess Spuren in seiner Seele, die danach unter anderem in seine Werke „Oliver Twist“ und „David Copperfield“ einflossen. Berühmt ist die Szene, als Oliver von den anderen Kindern auserkoren wird, mit seiner Schüssel vom Tisch aufzustehen und beim Koch einen Nachschlag verlangt: „Please, Sir, I want some more“.

Aus dem Film „Oliver Twist“ / Regie: David Lean (1948)

In der Ausstellung waren viele Ton- und Filmstationen. Nicht nur die Verfilmungen aus den 1940er- Jahren waren zu sehen, sondern auch solche aus dem Jahre 1999 oder 2005 für Kino und Fernsehen und Theaterinszenierungen der Royal Shakespeare Company. Namhafte britische Schauspieler sind in allen Filmen zu sehen, angefangen von W.C. Field, Alec Guiness, Maggie Smith, dem kleinen Daniel Radcliffe als David Copperfield (später bekannt in seiner Rolle als Harry Potter) oder dem grossartigen Ben Kingsley, der in der Rolle des Fagin aus „Oliver Twist“ nicht wiederzuerkennen ist und fantastisch spielt. Er trieb mir Tränen in die Augen. Überhaupt scheinen die Figuren aus den Romanen für die Schauspieler eine wahre Fundgrube zu sein und jeder einzelne wächst über sich hinaus, wenn er in eine der Rollen schlüpft. Ob alte oder neue Versionen, sie machen extrem Lust, wieder einmal eines der Stücke ganz anzuschauen.

Wenn ich mir die Stationen des Charles Dickens betrachte, würde ich behaupten, dass er ein Besessener war. Heute würde man ihn als Workaholic bezeichnen. Nicht nur, dass er praktisch täglich um die 20 Kilometer durch die Strassen Londons marschierte und in seinem fotografischen Gedächtnis alles minutiös abspeichern konnte was er sah, auch wieviel er zur damaligen Zeit geschrieben hat ist unglaublich. Er arbeitete als Gerichtsreporter, Herausgeber einer Zeitung, schrieb an seinen Romanen, die als Fortsetzungsromane in monatlich erscheinenden Heften veröffentlicht wurden und mit prächtigen Illustrationen versehen waren. Nur schon an seinen Freund John Forster verfasste er um die 1000 Briefe. Da war noch seine Familie mit zehn Kindern, für diese war hauptsächlich seine Frau zuständig, die mit dem Tempo ihres Mannes nicht mithalten konnte und ein häusliches Leben vorzog.

Illustration in einem seiner  Romane

Roman „Dombey and Son“ als Monatshefte

Charles Dickens liebte es, nah an seinen Lesern zu sein. Auch reiste er gerne und trat den Weg auf der „RMS Britannia“ über den grossen Teich an, wo ihm in New York ein frenetischer Empfang bereitet wurde. Das fand er  zuerst überwältigend, doch im Gegensatz zu England wurde er in den USA regelrecht belagert. Er hatte keine ruhige Minute mehr. USA geriet schlussendlich zur Enttäuschung für ihn und er kehrte nach Europa zurück.

Er war nicht nur Schriftsteller, sondern er stand auch gerne auf der Bühne als Schauspieler. Er hielt in seinen späten Jahren Vorträge und ging auf Tournee. Seine Auftritte bereitete er akribisch vor, sogar das Rednerpult entwarf er selbst.

Die Ehe mit seiner Frau Catherine, die eh schon zerrüttet war, zerbrach vollends, als er die erst achtzehnjährige Schauspielerin Ellen Ternan kennenlernte. Sein grösster Fehler war, als er das gut gehütete Geheimnis in der Welt verbreitete, von dem zuvor nur seine Bekannten wussten. Er brüskierte Freunde und wandte sich von ihnen ab. Selbst vom langjährigen Illustrator seiner Bücher, Phiz, trennte er sich.

Der Zufall wollte es, dass das Landhaus „Gad’s Hill Place“, in der Nähe von Rochester, zum Verkauf stand, von dem sein Vater in Charles Kindheit sagte, dass er eines Tages hier wohnen würde. Er zog endlich wieder aufs Land, mit dem er die besten Kindheitserinnerungen verband.

Dickens ging in den letzten Jahren nicht sehr haushälterisch mit seinen Kräften um. Unter anderem erlitt er einen Schlaganfall und seine Gicht wurde schlimmer. Am 9. Juni 1870 stirbt er an einer Hirnblutung.

Was von ihm bleibt sind seine Romane und Erzählungen, die noch heute weltweit Leser fesseln und in seinen Bann ziehen können.

Weihnachtsgeschichten der Weltliteratur

© lesewelle

Bald duftet es aus vielen Küchen wieder nach Weihnachtsgebäck, die Fenster und Wohnzimmer werden üppig dekoriert. Die einen rennen durch die Läden nach Geschenken, andere gehen es eher entspannt an. Wie auch immer, ich gehöre zu den Leuten, die Weihnachten mögen und die Vorweihnachtszeit sowieso. Bereits war ich im Wald, um Material für Weihnachts-Arrangements zu sammeln. Weihnachten feiern wir immer im grösseren Familienkreis und wir haben eine Menge Spass dabei. Für mich ist es kein Muss. Und wenn wir Glück haben, haben wir auch meistens Schnee, das macht Weihnachten gleich nochmals schöner.

Wie auch immer, diese Zeit ist für mich Anlass genug, wieder einmal auf zwei Weihnachtsgeschichten der Weltliteratur aufmerksam zu machen. Ich liebe schön illustrierte Bücher, deshalb habe ich mir die beiden Geschichten illustriert besorgt und die Bücher stelle ich im Dezember auch gut sichtbar im Regal aus.

„Eine Weihnachtsgeschichte“ von Charles Dickens

 Scrooge ist Geschäftsmann durch und durch und ein Geizkragen und Halsabschneider, die Leute mögen ihn deshalb überhaupt nicht und ziehen sich lieber aus dessen Blickfeld. Ausgerechnet in der Weihnachtsnacht holen ihn die Geister seines verstorbenen Geschäftspartners Marley heim. In den folgenden drei Nächten, nehmen sie ihn mit auf die Reise in seine eigene Vergangenheit und halten ihm sein Leben vor Augen. Sie wollen ihn zu einem guten und mitfühlenden Menschen verwandeln. Was Scrooge nicht  weiss, ist, dass die Geister alle in ein und derselben Nacht erscheinen und so erhält er noch am Weihnachtstag die Gelegenheit, den Menschen Gutes zu tun.

Das Original von Charles Dickens ist bereits im Jahre 1843 zum ersten Mal veröffentlicht worden und hat danach die Reise um die ganze Welt angetreten. In der illustrierten Ausgabe von arsEdition ist diese Weihnachtsgeschichte nochmal so schön.

„Das Geschenk der Weisen“ von O. Henry

 Diese Geschichte ist schnell erzählt:

Wir befinden uns im New York, anfangs des letzten Jahrhunderts, beim jungen Ehepaar Della und Jim. Die Beiden sind arm und haben eigentlich kein Geld übrig, um sich gegenseitig zu beschenken. Ohne gegenseitiges Wissen trennen sich beide von ihrem kostbarsten Besitz, um ein Weihnachtsgeschenk für den Anderen zu besorgen.

Della und Jim hätten besser getan, vorher miteinander zu sprechen, aber sie wollten sich überraschen und obwohl die Geschenke sinnlos geworden sind, konnten sie sich darüber freuen und waren sich nicht böse.