Zum Anlass des diesjährigen Literaturfestivals „Zürich liest“ öffnete der Dörlemann Verlag seine Türen und „lädt Freunde und Leser zu Kaffee und Guetzli und einem Blick in sein persönliches kleines Bücherparadies ein. Die Dörlefrauen freuen sich auf Ihren Besuch.“, wie es im Programm hiess.
Nur eine Tramstation vom See entfernt, im obersten Stockwerk eines alten Gebäudes, finden sich die Räumlichkeiten des kleinen, aber feinen Verlages.
Wir stiegen die Treppen empor und waren schon ausser Atem, als wir im fünften Stock ankamen. Wir drückten die Klingel und eine Verlagsangestellte öffnete uns mit einem Lächeln die Tür und liess uns eintreten.
Ab 14.00 Uhr konnte der Verlag besucht werden und ich hätte nicht gedacht, dass das Lesezimmer schon bald zu eng für die Besucher werden würde und zu meiner Freude waren nicht nur weibliche Leser vertreten, sondern auch männliche.
Wir wurden ins Lesezimmer geführt, wo auf dem langen Tisch bereits Gebäck, Wasserkaraffe und Gläser bereitstehen und eine kleine Auswahl an Büchern zu vergünstigtem Preis. Im Regal stehen alle Titel alphabetisch aufgereiht, in denen die Besucher blättern und lesen dürfen und natürlich kommt es ziemlich schnell auch zum Kauf.
Die Volontärin, die eineinhalb Jahre hier arbeiten kann, erzählte uns Einiges über den Verlag, der 2003 von Sabine Dörlemann gegründet wurde. Angefangen hat alles mit dem russischen Schriftsteller Ivan Bunin, der 1933 als erster Autor Russlands den Literatur-Nobelpreis erhielt. Das schmale Bändchen mit der Erzählung „Ein unbekannter Freund“ wurde zu einem grossen Erfolg und landete auf den deutschen Bestseller-Listen, so dass weitere Werke von Bunin folgten, die teils zuvor noch nicht ins Deutsche übersetzt worden waren. So liegt ein Schwerpunkt des Verlages auf russischer Literatur und immer wieder werden auch vergessene Literaturperlen wiederentdeckt, so diesen Herbst „Das verlorene Wochenende“ von Charles Jackson.
Alle diese Klassiker sind in schönes Leinen gebunden, mit einem Lesebändchen versehen und auch der Vorsatz kann sich sehen lassen. Es macht Freude, diese Bücher in die Hand zu nehmen und noch mehr, sie zu lesen.
Inzwischen werden auch junge, deutschsprachige Autoren verlegt und auch hier scheint der Dörlemann Verlag ein goldenes Händchen zu haben, waren doch gleich zwei Autoren für den „Schweizer Buchpreis“ 2013 nominiert, nämlich Henriette Vásárhelyi mit „immeer“ und Jens Steiner mit „Carambole“, der den Preis schliesslich auch gewonnen hat.
Wer würde vermuten, dass in dieser 5-Zimmerwohnung ein so schönes und wie es scheint auch erfolgreiches Verlagsprogramm entsteht!
Übrigens, der Verlag öffnet auch nach dem Literaturfestival einige Male seine Tür, nämlich am 31.10. / 7.11. / 14.11. / 21.11. / 28.11.2014. Wer in der Nähe ist und Zeit hat, sollte mal einen Blick riskieren, vielleicht ist ja auch einmal die Verlegerin selbst anwesend, was leider bei unserem Besuch nicht der Fall war.