Inseln – Paradies und Hölle

Inseln sind für uns oft Orte der Sehnsucht. Man denkt dabei an Palmen gesäumte Sandstrände, Sonne und Ruhe, tiefblaues Wasser. Ist die Insel vom Festland losgelöst, ticken die Uhren und ihre Bewohner meist anders. Nähert man sich einer Insel auf dem Luft- oder Seeweg, weiss man meistens nicht, was einen erwartet. Es schwebt ein Hauch Abenteuer und Entdeckungslust über ihr.

Denkt man an Inseln in der Literatur, dann kommen einem meistens „Die Schatzinsel“ und „Robinson Crusoe“ in den Sinn, zwei Klassiker der Insel-Literatur. Als Kind mochte ich diese beiden Bücher und die Fernsehserien dazu habe ich geliebt. Mit Jim Hawkins habe ich mich auf der Schatzinsel durch die Wildnis geschlagen und den Atem angehalten, wenn die Schiffsbalken knarrten und das Holzbein des Schiffskochs über seinem Kopf auf den Boden klackte.

„Die Insel – die unentdeckte, an die man kaum geglaubt hatte – lag nun schon ziemlich nah vor ihnen; und Herrick schien es, als habe er selbst in seinen Träumen noch nie etwas derart Fremdartiges und Zartes zu Gesicht bekommen. Der Strand war schneeweiss, der fortlaufende Saum der Bäume unvergleichlich grün, das Land ragte vielleicht drei Meter über dem Meeresspiegel auf, die Bäume zehn Meter höher.“ (aus „Die Ebbe“ von Robert Louis Stevenson)

Robinson Crusoe-Puzzle

Robinson Crusoe-Puzzle

Das Literaturmuseum „Strauhof“ in Zürich hat den Inseln eine Ausstellung mit dem Titel  „Inseln – Paradies und Hölle“ gewidmet. Denn Inseln können nicht nur paradiesisch sein, sondern auch zur Hölle werden.

Man muss nicht weit reisen, um auf eine Insel zu gelangen, dazu reicht schon eine Insel in einem See, wie am Lago Maggiore mit der Isola Bella, die nicht nur in der Musik von Paul Lincke vertont wurde, sondern auch bei Gerhard Hauptmann in der „Stresa Novelle“ bedacht wurde. Hauptmann war von Inseln so angetan, dass er sich auf Hiddensee in der Ostsee niederliess und später auch dort begraben wurde. Hauptmanns wichtigster Insel-Roman war „Die Insel der grossen Mutter“.

Die Inseln Capri und Ischia, wurden vor allem nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Orte der Sehnsucht. 1947 besang Rudi Schuricke die „Capri-Fischer“ und manch ein Auto verliess den Norden Richtung Süden, um die „Insel der Glückseligkeit“ wie Ischia auch genannt wird oder Capri zu erreichen und um dort einige schöne Urlaubstage zu verbringen.

Nicht nur Goethe besuchte Inseln, sondern auch Friedrich Nietzsche, der acht Jahre in Italien gelebt hat. Gottfried Benn war ein grosser Anhänger der Nesophilie –welch ein Wort- für „Liebe zu den Inseln“ und prägte den Ausdruck der „Inselsucht“ in „Gefilde der Unseligen“:

Satt bin ich meiner Inselsucht,
des toten Grüns, der stummen Herden;
ich will ein Ufer, eine Bucht
ein Hafen schöner Schiffe werden.
Mein Strand will sich von Lebenden
mit warmem Fuß begangen fühlen;
die Quelle murrt in gebendem
Gelüste und will Kehlen Kühlen.
Und alles will in fremdes Blut
aufsteigen und ertrunken treiben
in eines andern Lebensglut,
und nichts will in sich selber bleiben.

Auch die Brontë-Geschwister erfanden Geschichten, die sich auf Inseln abspielten. Als ihr Vater, ein Pastor, seinen Kindern von einer Reise Holzsoldaten mit nach Hause brachte, ersannen sie für diese fantastische Inselgeschichten und schrieben sie in winzigen Heften nieder.

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Die Inseln können auch zur Hölle werden, vor allem dann, wenn man in einem Straflager auf einer abgelegenen Insel sein Leben fristen muss. Von 1852 bis 1946 wurden französische Verbannte und Kriminelle auf die „Teufelsinsel“ gebracht, die Französisch-Guayana vorgelagert ist. Alfred Dreyfus verbrachte auf dieser Insel fünf Jahre seines Lebens unter strengster Isolationshaft. Den Wärtern war es verboten, mit dem Sträfling zu reden. Dreyfus führte Tagebuch über seine Zeit in Gefangenschaft und skizzierte unter anderem das Bett, an das er nachts gekettet wurde.

Dreyfuss' Hütte

Dreyfuss‘ Hütte zwischen den Palmen

Eindrücklich hat auch Henri Charrière in seinem Roman „Papillon“ über seine Sträflingszeit dort geschrieben. Der Roman wurde mit Steve McQueen und Dustin Hoffman 1973 verfilmt.

Auch Russland hatte seine Inseln für Sträflinge, die Solowezki-Inseln oder Sachalin, im äussersten Osten, wo die Sträflinge zu härtester Zwangsarbeit verdammt waren. 1890 reiste Anton Tschechow für einige Monate auf die Insel, um über das grausame Leben der Gefangenen zu berichten („Die Insel Sachalin“).

Tschechows Bericht

Hütten auf der Insel Sachalin

Sträflinge auf der Insel Sachalin

Hütten auf der Insel Sachalin

Auch in der klassischen Musik fanden Inseln Eingang. Sergei Rachmaninov komponierte „Die Toteninsel“ angesichts Arnold Böcklins „Toteninsel“.

Und Paul Gaugin verzauberte mit seinen Bildern, die er während seiner Zeit auf Tahiti malte.

Auch die Schweiz hatte ihren Robinson, um nicht zu sagen gleich eine ganze Familie. Der Pfarrer Johann David Wyss schrieb den Schweizerischen Robinson für seine Kinder und die Gschichte, die er seinen Söhnen erzählte, handelte von einer Familie die auswanderte und schiffbrüchig auf einer tropischen Insel landete. Das Buch wurde 1821 von einem der vier Söhne erstmals herausgegeben.

Jules Verne, der französische Autor, der selbst fantastische Romane schuf, nannte den „Schweizerischen Robinson“ als sein Lieblingsbuch seiner Kindheit.

Und so gäbe es noch Vieles über Inseln zu berichten, sei dies über die Insel Pitcairn, auf der Fletcher Christian mit den Meuterern von der „Bounty“ landete oder über Gullivers Reisen zur fliegenden Insel „Laputa“, Shakespeares „Sturm“, ganz zu Schweigen über das Insel-Epos überhaupt, nämlich Homers Odyssee.

Die Ausstellung wurde ergänzt durch einen Filmzyklus im „Filmpodium“, in dem einige dieser bekannten Insel-Filme läuft, wie „Meuterei auf der Bounty“ oder „Il Postino“, der zweifelsohne auch dazugehört.

Einige Insel-Bücher

Autor Titel
Daniel Dafoe Robinson Crusoe
Robert Louis Stevenson Die Schatzinsel
  Die Ebbe
José Saramago Die Geschichte von der unbekannten Insel
Franz Kafka Die Strafkolonie
Anton Tschechow Die Insel Sachalin
Gavino Ledda Padre Padrone
Elsa Morante Arturos Insel
Judith Schalansky Atlas der abgelegenen Inseln
Wassili Golowanow Die Insel
Henri Charrière Papillon

Einige Insel-Filme

Titel Originaltitel Hauptdarsteller
Papillon Papillon Steve McQueen, Dustin Hoffmann
Il Postino Il Postino Massimo Troisi, Philippe Noiret
Cast away Cast away Tom Hanks
Meuterei auf der Bounty Mutiny on the Bounty Marlon Brando, Trevor Howard, Richard Harris
Die Bäreninsel Bear Island Donald Sutherland, Vanessa Redgrave, Richard Widmark
Flucht von Alcatraz Escape from Alcatraz Clint Eastwood
Die nackte Insel The naked island Nobuko Otowa, Taiji Tonoyama, Shinji Tanaka
Der Seemann und die Nonne Heaven knows, Mr. Allison Robert Mitchum, Deborah Kerr
Der Teufel kommt um vier The devil at 4 o’clock Spencer Tracy, Frank Sinatra

10 literarische Tipps für den Sommer

Auf Literatur will manch einer nie verzichten auch nicht während dem Urlaub und daheim auch nicht. Es gibt da so Einiges, um den Hunger nach Literatur zu stillen, deshalb hier einige Tipps, die sich leicht umsetzen lassen:

1. Warum nicht einen Roman eines Autors lesen, der aus dem Urlaubsland stammt? Gibt gleich einen anderen Bezug zum Gastland:

Italien 
„Padre, Padrone“ von Gavino Ledda
„Die Frau im Mond“ von Milena Agus
„Arturos Insel“ von Elsa Morante
„Der Himmel im Süden“ von Erri de Luca

Griechenland:
„Alexis Sorbas“ von Nikos Kazantzakis
„Kleine Gemeinheiten“ von Panos Karnetzis
Frankreich:
„Chéri“ von Colette
„Das Missverständnis“ von Irène Némirovsky
„Madame Bovary“ von Gustave Flaubert
„Ein Sonntag auf dem Lande“ von Pierre Bost
Afrika:
„Nirgendwo in Afrika“ von Stefanie Zweig
„Die blauen Menschen“ von Malika Mokkedem
„Hunger nach dem grossen Leben“ von Doris Lessing
Dänemark:
„Babettes Fest“ von Tanja Blixen,
„Am Weg“ von Hermann Bang,
„Wie keiner sonst“ von Jonas T. Bengtsson
Österreich:
„Blasmusik Pop“ von Vea Kaiser,
„Fräulein Else“ von Arthur Schnitzler
„Schlafes Bruder“ von Robert Schneider
Holland:
„Oben ist es still“ von Gerbrand Bakker
„Sturmflut“ von Margriet de Moor
Rumänien:
„Der blinde Masseur“ von Catalin D. Florescu
„Die Wissenden“ von Mircea Carterescu
Ungarn:
„Der Schwimmer“ von Zsuzsa Bánk
Schweiz:
„Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“ von Thomas Meyer,
„Der König von Olten“ von Alex Capus
„Der Mensch erscheint im Holozän“ von Max Frisch

2. Warum nicht eine Literaturverfilmung ansehen?
„Out of Africa“ nach dem Roman von Tanja Blixen
„Emma“ nach dem Roman von Jane Austen
„Die Wand“ nach dem Roman von Marlen Haushofer
„Jenseits von Eden“ nach dem Roman von John Steinbeck

3. Warum nicht eines der zahlreichen Bücherdörfer besuchen?
Bücherdörfer

Bücherdorf in der Schweiz

Bücherdorf Saint-Pierre-de-Clages

 

4. Warum nicht den Geburts- oder Wohnort eines Lieblingsautors besuchen und erkunden?
Zürich: Max Frisch, Gottfried Keller
Tessin: Hermann Hesse, Alfred Andersch, Patricia Highsmith
Lourmarin (Frankreich): Albert Camus
London (England): Charles Dickens
Odense (Dänemark): Hans Christian Andersen
Torquay (England): Agatha Christie
New York: Paul Auster
Florenz (Italien): Dante Alighieri
Triest (Italien): Susanna Tamaro
Venedig (Italien): Donna Leon
Wien (Österreich): Arthur Schnitzler, Robert Menasse

5. Warum nicht das Grab eines Autors aufsuchen?
Rainer Maria Rilke: Raron (Wallis, Schweiz)
James Joyce, Gottfried Keller, Hugo Lötscher: Zürich (Schweiz)
E. T. A. Hoffmann: Berlin (Deutschland)
Wilhelm Busch: Mechtshausen (Deutschland)
Wilhem Hauff: Stuttgart (Deutschland)
Ezra Pound: Venedig (Italien)
Julien Green: Klagenfurt (Österreich)
Selma Lagerlöf: Sunne (Schweden)

Rilkes Grab

Rilkes Grab

5. Warum nicht eine Wanderung oder einen Spaziergang machen, auf den Spuren eines Schriftstellers?
Heinrich von Kleist: Thun (Schweiz)
Robert Walser: Zürich (Schweiz)
Charles Dickens: London (England)
Daphne du Maurier: Cornwall (England)
Max Frisch: Tessin (Schweiz)
Carl Zuckmayer: Oberengadin (Schweiz)
Theodor Fontane: Mark Brandenburg (Deutschland)

Gemälde Kleist-Haus

Thunersee zu Kleists Zeit

6. Warum nicht ein Museum besuchen, das einem Schriftsteller gewidmet ist?
Wilhelm Busch: Museum Wilhelm-Busch-Haus in Mechtshausen (Deutschland)
Jane Austen: Jane Austen’s House Museum, Chawton, Alton (England)
Friedrich Dürrenmatt: Centre Dürrenmatt, Neuchâtel (Schweiz)
Hermann Hesse: Museum Hermann Hesse, Montagnola (Schweiz) oder Hermann Hesse-Museum, Calw (Deutschland)
Ella Maillard: Espace Ella Maillard, Chandolin, Val d’Anniviers (Schweiz)
Daphne du Maurier: Schmugglermuseum im Jamaica Inn, Bolventor (England)
Colette: Saint-Sauveur-en-Puisaye (Burgund, Frankreich)

England Mai 2012 628

Daphne du Mauriers Schreibmaschine im Schmugglermuseum

7. Warum nicht in eine Biographie über einen Autor eintauchen, von dem man schon immer mehr wissen wollte?

Biographien 001

8. Warum nicht Freunde zum Essen einladen und über gelesene Bücher diskutieren oder schöne Passagen daraus vorlesen?

9. Warum nicht in einer fremden Stadt ein Antiquariat besuchen und ein wenig stöbern?

10. Warum nicht im Ferienland eine öffentliche Bibliothek aufsuchen und schauen, wie diese so funktioniert und was sie alles anbietet und vielleicht in den Regalen stöbern und schauen, ob auch einige Autoren von daheim vertreten sind?

Offener Brief an John Williams

Lieber John Williams

Ich muss gestehen, dass ich, bevor ich Ihren Roman „Stoner“ in die Finger bekam, Ihren Namen nicht gekannt habe. Auf der einen Seite bin ich unendlich dankbar, dass Ihr Buch, das erstmals 1965 veröffentlicht wurde, nun auch in deutscher Übersetzung erschienen ist, und wie ich betonen möchte, in einer ausgezeichneten. Gleichzeitig muss ich Ihnen gestehen, dass mich „Stoner“ dermassen begeistert hat, dass ich seither noch kein weiteres Buch richtig begonnen habe. Ihr Roman hat mich quasi aus der Lesebahn entgleisen lassen.

Die Geschichte hat mich mitgerissen, mein Herz berührt und erwärmt. Es ist lange her, dass mich ein Buch dermassen begeistert hat wie das Ihre. Manche würden sagen, dass ich sicher nicht richtig ticke, schliesslich gibt es Bücher wie Sand am Meer und von einem Buch so hin und weg zu sein, das kann doch gar nicht sein. Nun für mich ist es eben so. Sie haben genau die Art zu schreiben, die ich mag. Ähnlich fasziniert war ich von John Steinbeck oder Sherwood Anderson, wenn Sie mir diesen Vergleich erlauben.

Irgendwie kann ich es kaum glauben, dass „Stoner“ vor fast fünfzig Jahren keinen grossen Erfolg hatte. Schade können Sie nicht mehr erleben, wie die Leser von diesem Roman begeistert sind. Wir sprechen hier nicht von einem Action-Roman, eigentlich passiert überhaupt nichts, der Leser begleitet einfach einen bescheidenen Literatur-professor durch sein Leben. Allerdings gestaltete sich dieses ziemlich mühsam, hatte er sich doch in die falsche Frau verliebt und das seltsame Geschöpf auch noch geheiratet. Sie liess seinen Alltag zur Hölle werden, wenn er zu Hause war.

„Nach einem Monat wusste er, dass seine Ehe scheitern würde, nach einem Jahr hoffte er nicht mehr darauf, dass es je besser werden würde. Er lernte, mit der Stille zu leben und nicht auf seiner Liebe zu beharren.“

Selbst das gemeinsame Kind, das er über alle Massen liebte, entzog und entfremdete sie ihm. Nur kurze Zeit fand er die grosse Liebe seines Lebens. Aber Stoner lebte in der falschen Epoche des 20. Jahrhunderts. Ich hoffe doch sehr, dass er heute seine Bücher zusammenraffen und mit seiner Geliebten abhauen würde.

„In seinem dreiundvierzigsten Jahr erfuhr Williams Stoner, was andere, oft weit jüngere Menschen vor ihm erfahren hatten: dass nämlich jene Person, die man zu Beginn liebt, nicht jene Person ist, die man am Ende liebt, und dass Liebe kein Ziel, sondern der Beginn eines Prozesses ist, durch den ein Mensch versucht, einen anderen kennenzulernen.“

stoner

Auch an der Uni gab es einige Plagegeister. Ein Vorgesetzter schien ihn wirklich zu hassen und schikanierte ihn wo er nur konnte. Heute würde man dies Mobbing nennen. Ich glaube, wenn Stoner seine Literatur nicht gehabt hätte, er wäre am Leben zerbrochen. Doch jede Demütigung und jede Schikane ertrug er und behielt bis zum letzten Tag seines Lebens seine Würde. Für mich ist Stoner ein wahrer Held und ich habe Tränen vergossen, als ich das Ende der Geschichte kannte, so sehr war ich berührt. Und die eine oder andere Träne floss sicherlich auch, weil ich den Buchdeckel definitiv schliessen und Stoner gehen lassen musste. Im Moment will ich es noch immer nicht wahrhaben.

„Er wusste, nach und nach würde das kleine Zimmer, in dem er nun lag und aus dem Fenster sah, seine ganze Welt werden; schon jetzt konnte er undeutlich einen ersten Schmerz fühlen, der sich wie ein alter Freund aus grosser Ferne zurückmeldete.“

Stilistisch auf der ganzen Linie umwerfend, die Einfühlsamkeit, das Ungesagte zwischen den Zeilen und die Phantasie, die den Leser zum Nachdenken anregt ist einfach ganz grosse Literatur!

Haben Sie herzlichen Dank für dieses wunderbare Geschenk, das ich in meinem Herzen als ganz besonderen Schatz bewahren werde!

 

 

 

Meine Bibliothek nach der Apokalypse

Die Blogstöckchen fliegen munter weiter durch die Gegend und grenzübergreifend, diesmal in einer Form, dass es mich geradezu schauert. Losgetreten wurde es dieses Mal von Tobias vom blog „texte und bilder“ und zwar mit folgender Frage, die es in sich hat:

Wenn du drei Bücher vor der Apokalypse, die alle anderen Bücher auf dem Planeten zerstört, retten könntest – welche wären es?

Warum sind es ausgerechnet diese drei Bücher und die Begründung soll sich auf etwa 140 Zeichen pro Buch beschränken, was mehr als schwierig ist. Danach soll das Stöckchen an zwei Blogger weitergereicht werden.

Mir warf dieses apokalyptische Stöckchen Mara von buzzaldrins bücher zu und stellt mich da vor eine schwierige Aufgabe. Klar, wenn die Apokalypse ansteht, kann ich nicht noch einen Bücherkoffer mitschleppen, da sollte ich mich wirklich beschränken. Aber was wähle ich aus? Nun, ich habe mich jetzt wirklich sehr spontan entschieden, aber diese drei Bücher liegen mir sehr am Herzen, dass sie gerettet werden, denn sie sind es wert:

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1. John Steinbeck „Früchte des Zorns“

Will man etwas über die „Grosse Depression“ und das schwere Los der Wanderarbeiter erfahren, ist das der Roman schlechthin – absolut grandios!

2. Upton Sinclair „Der Dschungel“

Chicagos Schlachthöfe anfangs des 20. Jahrhunderts und die Ausbeutung der Fabrikarbeiter bleiben für mich unvergesslich – beeindruckend!

3. John Williams „Stoner“

Was lese ich überhaupt nach dem wiederentdeckten Roman über einen Literaturprofessor? Ich bin seit langem erstmals ratlos.

Ich werfe das Stöckchen nun Ingrid von DruckSchrift und Petra von Philea‘s Blog zu und hoffe, dass sie es auffangen und ebenfalls helfen, weitere Bücher zu retten 🙂

Ein Tag mit Büch(n)ern

Was macht einer an einem kalten Frühlingstag, wenn er nicht arbeiten muss und sich gerne mit Büchern umgibt? Genau, er befasst sich von morgens bis abends mit Büchern, schliesslich sind sie seine Leidenschaft!

Ich habe eine Woche Urlaub, könnte also ausschlafen, ausgiebig frühstücken und in den Tag hineinleben. Stattdessen wache ich bereits zum zweiten Mal auf – es ist erst halb sieben – für meine Begriffe viel zu früh für ein Frühstück. So hole ich das Buch hervor, das wir für den Lesezirkel ausgelesen haben, und verkrieche mich wieder ins warme Bett um einige Kapitel zu lesen.

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Irgendwann knurrt dann doch der Magen. Es gibt Frühstück, danach lese ich einige Literaturbeiträge im Internet, bevor ich mich mit dem Fahrrad auf zum Bahnhof mache. Es ist neblig und die Kälte dringt in alle Poren. Da mache ich doch mal einen Abstecher in die Buchhandlung Beer, an einem der schönsten Altstadt-Plätze von Zürich.

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Diese vielen interessanten Neuerscheinungen, wann soll man die bloss alle lesen? Da ich mich nicht entscheiden kann, greife ich zu einer alten Bekannten: S. Corinna Bille’s Romane werden im Rotpunktverlag seit einiger Zeit neu verlegt, der neueste Titel ist eben erst erschienen und ich greife zu:

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Dann spaziere ich über den Platz und bevor ich in die nächste Gasse einbiege springt mich ein Strassenschild förmlich an:

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Robert Walser lebte und arbeitete neun Jahre in Zürich und den Roman „Der Gehülfe“ habe ich ebenfalls gelesen. Sogleich stehe ich vor dem Restaurant „Reblaube“, wo 1778 – 1801 Johann C. Lavater, Pfarrer zu St. Peter und Philosoph, einst wohnte und kein geringerer als Goethe zu Besuch weilte.

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Gleich um die Ecke ist das Literaturmuseum „Strauhof“, das jährlich vier Ausstellungen ausrichtet und auch die James Joyce-Stiftung beherbergt. Ende Jahr soll das Haus geschlossen werden und einem Literaturlabor für Jugendliche Platz machen! Nicht nur viele Literaturfreunde sind empört, sondern auch Joyce Enkel, was man hier nachlesen kann. Zu diesem Museum also führen meine Schritte, denn bis Juni gibt es hier die Ausstellung „Georg Büchner: Revolutionär mit Feder und Skalpell“ zu sehen, die ich mir anschauen möchte. So bin ich mindestens für zwei, drei Stunden an der Wärme.

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Die Ausstellung ist interessant und sehr aufschlussreich (darüber werde ich ein andermal berichten) und danach trete ich ins Freie, wo sich inzwischen auch die Sonne zeigt. Kalt ist es immer noch. Ich lenke meine Schritte in Richtung Grossbuchhandlung, bleibe kurz stehen und schaue einem Fotografen bei seiner Arbeit zu, der Aufnahmen mit einem japanischen Model in Plateauschuhen und Shorts (!) macht. Da ziehe ich mir den Reissverschluss meiner Daunenjacke noch etwas mehr zu. In der Buchhandlung hole ich mir deren Büchermagazin, schaue mich noch etwas um, ohne schwach zu werden und weitere Bücher zu kaufen und begebe mich zur Tramhaltestelle.

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Wieder im Zug nach Hause, lese ich noch den Artikel über T.C. Boyle in einem Wander-Magazin fertig, das ich am Bahnhofs-Kiosk gekauft habe.

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Heute Abend habe ich noch eine Menge zu lesen. Und so geht ein überaus vielseitiger, mit Literatur und Büch(n)ern vollbepackter Tag zu Ende.