Joseph von Eichendorff

Joseph von Eichendorff

Vor 225 Jahren, am 10.03.1788 wurde Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff geboren. Wer hat nicht schon einige Gedichte von ihm gelesen oder vertont als Lied gesungen wie „Der Wandersmann“ oder vielleicht kennt jemand seine Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“.

Mondnacht

Es war, als hätt‘ der Himmel
Die Erde still geküsst
Dass sie im Blüten-Schimmer
Von ihm nun träumen müsst.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

Mit Gedichten durchs Jahr

Mit Gedichten durchs Jahr

Manche mögen sie ätzend, altmodisch oder gar langweilig finden, ich mag sie – die Rede ist von Gedichten. Die Gedichte fristen immer ein wenig ein Schattendasein. Letztes Jahr habe ich mir diese Gedichtesammlung „Mit Gedichten durchs Jahr“ Ein literarischer Kalender mit 365 Gedichten, zu Weihnachten geschenkt. Aus lauter Neugierde habe ich schon viele Gedichte im Voraus gelesen und nicht erst das entsprechende Datum abgewartet.

Die Gedichte passen zu den Jahreszeiten, zu speziellen Anlässen wie Valentinstag, wo während einigen Tagen das Thema Liebe behandelt wird, in den Sommermonaten geht es auch mal ums Faulenzen, um Venedig, die Hitze und die milden Nächte. Die Auswahl ist bunt gemischt. Neues steht neben Altem – bekannte Dichter und Autoren neben – wenigstens mir – unbekannten Dichtern. Wilhelm Busch vereint neben Heinrich Heine, Joachim Ringelnatz oder Erich Kästner, Erich Fried und Friedrich Glauser, Else Lasker-Schüler neben Ingeborg Bachmann, Roberto Bolaño und Pablo Neruda oder auch Muriel Spark, Gedichte aus Europa, aber auch aus Latein- und Nordamerika findet man in diesem Buch. Da gibt es Zeilen zum Schmunzeln und solche die zum Nachdenken anregen, lange Gedichte oder mal nur einen Vierzeiler. Die Gedichte führen buchstäblich durch mehrere Jahrhunderte. Es findet sich für jeden Geschmack etwas, sofern man sich auf Gedichte einlassen möchte.

Am Anfang des Buches steht ein Zitat, von einem der es wissen musste:

„Man soll alle Tage wenigstens ein gutes Gedicht lesen.“ Johann Wolfgang Goethe

Im Nachweis, sind alle Autoren nochmals alphabetisch aufgelistet, mit Geburts- und allenfalls Todesjahr und Geburts- und Todesort und aus welchem Werk die Gedichte entnommen wurden.

So nehme ich dieses Taschenbuch immer wieder gerne in die Hände, halte ein wenig inne und lasse mich auf das nächste Gedicht ein – vielleicht von einem Dichter oder einer Dichterin, die es noch zu entdecken gilt.

Verlag Diogenes
507 Seiten
ISBN 978-3-257-24179-2

Wie haltet ihr es mit Gedichten? Mögt ihr sie? Gibt es gar einen Dichter, den ihr besonders mögt oder gar ein Gedicht, das ihr immer wieder lesen mögt?

Das Tal

Wie willst du dich mir offenbaren,
Wie ungewohnt, geliebtes Tal?
Nur in den frühsten Jugendjahren
Erschienst du so mir manchesmal.
Die Sonne schon hinabgegangen,
Doch aus den Bächen klarer Schein!
Kein Lüftchen spielt mir um die Wangen,
Doch sanftes Rauschen in dem Hain!

Es duftet wieder alte Liebe,
Es grünet wieder alte Lust;
Ja selbst die alten Liedertriebe
Beleben diese kalte Brust.
Natur! wohl braucht es solcher Stunden,
So innig und so liebevoll,
Wenn dieses arme Herz gesunden,
Das welkende genesen soll.

Bedrängt mich einst die Welt noch bänger,
So such ich wieder dich, mein Tal!
Empfange dann den kranken Sänger
Mit solcher Milde noch einmal!
Und sink ich dann ermattet nieder,
So öffne leise deinen Grund
Und nimm mich auf und schließ ihn wieder
Und grüne fröhlich und gesund!

Johann Ludwig Uhland (deutscher Dichter 26.04.187 – 13.11.1862)

Erntetage

Verblüht ist längst so Korn als Wein!
Der Ähren golden Glänzen
Lädt schon der Schnitter Scharen ein
Zu frohen Erntetänzen

Zur Arbeit, wie zur Freude ruft
Der Sommer allerwegen,
Und Vogelsang und Blumenduft
Verschönen seinen Segen.

Bald aber streift ein kühler Wind
Ob leeren Stoppelfeldern,
Die Vöglein still geworden sind
In Büschen und in Wäldern

Die Traube nur noch glüht und schwillt
Langsam im Rebengarten,
Es lässt des Herbstes schönstes Bild
Gern lange sich erwarten.

Wer möchte tadeln sie darum?
Ist erst auch sie genommen,
Dann wird es einsam um und um
Dann droht des Winters kommen.

Louise Otto (1819-1885)