Peter Stamm – Lesung

© lesewelle

Es ist immer gut, wenn man die Augen auch auf der Strasse offen hat, so ist mir ein Kulturplakat unserer Stadt aufgefallen, das Peter Stamm für eine Lesung in der Stadtbibliothek ankündigte. Das Datum musste ich mir gleich notieren, denn ich mag seine Bücher sehr und wenn er schon extra zu uns kommt, wollte ich mir diesen Anlass nicht entgehen lassen. Von diesem Autor habe ich schon seinen ersten Roman „Agnes“, der 1998 erschienen ist, „Ungefähre Landschaften“ den Erzählband „In fremden Gärten“ gelesen. „An einem Tag wie diesem“ liegt noch auf meinem SuB.

Ich war früh dran und war die Erste, die auf der Matte der Bibliothek stand. Ich weiss, dass Lesungen nicht jedermann/frau interessieren, aber vor der Lesung schweifte mein Blick über die Reihen hinter mir und dabei zählte ich gerade einmal etwa 25 Leute, ohne Bibliotheks-Mitarbeitende, sehr enttäuschend. An anderen Orten liest Peter Stamm vor einem grösseren Publikum. Die Bibliothekarin informierte uns, dass Peter Stamm den „Alemannischen Literaturpreis“, der mit 10’000 Euro dotiert ist, verliehen bekommt. Die Verleihung findet am 18. September in Waldshut statt.

Er las aus seinem neusten Erzählband „Seerücken“ vor.

Zuerst erklärte er uns, wo sich der Seerücken überhaupt befindet. Auch als Schweizer Zuhörer ist nicht jeder in regionaler Geographie bewandert. Der Seerücken ist ein Hügelzug im Kanton Thurgau und erstreckt sich zwischen dem Bodensee und dem Thurtal. Im Kanton Thurgau ist Peter Stamm auch aufgewachsen. In „Sweet Dreams“, bekommen wir Einblick in das Leben eines jungen Paares, das seine erste gemeinsame Wohnung bezogen hat. Die junge Frau ist eifersüchtig und hat Zweifel an der Liebe ihres Freundes zu ihr. Es wird dem Leser Einblick in einen Alltag gewährt, wie er auch bei uns vorkommen kann. Gerade diese Beobachtungen der zwischenmenschlichen Beziehungen sind es, die, die Bücher von Peter Stamm ausmachen. So verwundert es nicht, dass Zuhörer oft auf ihn zugehen und meinten, dass sie sich in seiner Geschichte wiedererkannt hätten. Dass er genau ihr Leben erzählt habe.

Danach zog er ein kleines Büchlein aus der Brusttasche seines Hemdes und las „Das schönste Kleid“ vor, eine Kurzgeschichte, die er im Auftrag eines Bekannten, für dessen Firma geschrieben hat. Dieser verschenke die Büchlein an seine Kunden. Schön, wenn man da Kunde ist, finde ich.

Nach der Lesung konnte das Publikum Fragen stellen. Zuerst getraute sich niemand so recht, eine Frage zu stellen. So habe ich den Anfang gemacht, sonst hätte ich hier nichts zu berichten und das wäre doch schade. Dann kamen die Fragen zahlreich und so wollte ein Leser (!) wissen, ob Autor zu sein, sein Traumberuf sei. Er bejahte die Frage, aber trotzdem rate er jedem davon ab, Schriftsteller zu werden, denn wirtschaftlich gesehen rentiere es sich nicht. Ich wollte wissen, ob er auch unterwegs schreibe. Und er meinte, wenn es nicht gerade eine überfüllte S-Bahn, morgens um sieben sei, schreibe er sehr gerne im Zug, vor allem auf der Strecke nach Biel sei es sehr angenehm zu schreiben.

Nach dem Signieren seiner Bücher, kam er auch zum Apéro, wo sich die Gelegenheit bot, noch ein wenig zuzuhören und einige Fragen zu stellen. Er erzählte u.a., dass er seinem Sohn die Geschichte “ Der Schweizerische Robinson “ von Johann David Wyss in Mundart erzähle. Das Buch könne man schlecht in der Sprache des 18. Jahrhunderts, in der der Roman geschrieben ist, vorlesen. Das Buch sei vergriffen und er überlege sich, ob man dieses nicht wieder einmal in einer moderneren Fassung auflegen sollte. Klingt vielversprechend und wir werden sehen, ob es einmal eine Neufassung, wo Peter Stamm draufsteht, zu lesen gibt.

Es ist doch etwas anderes, wenn man Peter Stamm live erlebt. Auf vielen Fotos wird er mehrheitlich ernst abgebildet, dabei ist er, wie ich finde, ein sehr sympathischer Schriftsteller und der Abend war sehr interessant. Mit meinen signierten Büchern und einem Bilderbuch „Warum wir vor der Stadt wohnen“ (kannte ich noch nicht), radelte ich zufrieden nach hause.

SuB-Zuwachs aus dem Brockenhaus

Am Samstag wollte ich eigentlich gar nicht ins Brockenhaus, bin dann aber trotzdem dort gelandet. Allerdings zuerst an der alten Adresse, das nannte sich „Bücherland“, das war ein absolut tolles Haus. Da stand ich vor dem Gebäude und es ist mit „Gaucho“ dingsbums angeschrieben. Bloss gut, hatte ich zu hause noch die Adresse des Brockenhauses notiert und so konnte ich nach dem „Navi“ diese Strasse ansteuern, die ich sonst nie gefunden hätte.

Dort angekommen marschierte ich in den Hinterhof und landete in einem Raum, der hauptsächlich von Männern belagert wurde. Wo war ich denn da gelandet? Das war wohl kaum das Bücherland, da trifft man die männliche Spezies doch eher selten. Ich hatte mich wohl im Eingang geirrt, denn da wurde in Raritäten von Postkarten und anderem Zeugs gewühlt. Die Bücher fand ich in der Tiefgarage, allerdings längst nicht mehr so aufgeräumt, wie am früheren Standort. Ich hasse es, wenn Bücher unsachgemäss behandelt werden, als handelte es sich um Abfall! Trotzdem, es passte, ich fand nämlich fast ein neues Exemplar von

Peter Stamm

Peter Stamm liest am Montag in unserer Bibliothek und ich habe vor, hin zu gehen.