Welttag des Buches

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Vor einem Jahr habe ich hier über meine aussergewöhnliche Erfahrung mit dem Welttag des Buches berichtet. Damals hatte ich ganz schön zu tun. Dieses Jahr nehme ich es etwas gemächlicher und begebe mich einfach in die nächste Buchhandlung, die doch einige Tramstationen entfernt liegt, und kaufe mir neuen Lesestoff. Macht einem Freund, Bekannten oder Verwandten doch auch wieder einmal eine Freude mit einem Buch. Der offizielle Anlass ist mit dem heutigen Tag mehr als vorgegeben 😉

Wer meine Berichte nachlesen will findet sie hier, hier und hier

 

Lesefreunde schenken Lesefreude

Da ist er also, mein Stapel Bücher zum Verschenken, ganze 90 cm hoch. Gewählt habe ich den Roman von Hans Fallada „Kleiner Mann – was nun?“. Ich nahm am letzten Freitag die Reise auf mich und fuhr nach Deutschland, genauer gesagt nach Lauchringen zur Buchhandlung buchschreiner. Es war für mich sehr reizvoll, nicht in die nächste Bibliothek oder Buchhandlung zu traben, sondern etwas weiter zu fahren, um die Buchsendung abzuholen. So konnte ich eine wunderschöne Frühlingsfahrt über die Grenze machen. Ich war etwas zu früh dran und musste bis um zwei Uhr warten, bis der Laden wieder öffnete. Nebenan setzte ich mich in ein sehr schönes Café, genehmigte mir auch noch ein lecker schmeckendes Stück Apfelkuchen, denn zu Mittag gegessen hatte ich noch nicht. Voller Freude nahm ich das grosse Paket entgegen und es ist schön, dass es mit der Teilnahme an dieser Aktion doch noch geklappt hat.

Im Café: Das wäre doch gerade der richtige Sessel, um zu lesen

Zurück nahm ich eine leicht andere Strecke und fuhr über Land an blühenden Obstbäumen und Rapsfeldern vorbei, durch Wälder, die am Wegrand mit Bärlauch gesäumt waren. Es war einfach nur schön fürs Auge.

Am Samstagmorgen ging ich zur Post und gab vier Buchpakete an Bekannte und Verwandte auf. Eine Sendung trat gleich wieder die Reise nach Deutschland an. Und die Postangestellte war so freundlich und suchte mir eine Adresse raus, die ich nicht dabei hatte. Als ich bezahlte, fragte ich die Angestellte, ob sie gerne lese. Die Antwort war etwas zögerlich, doch die Mutter lese gerne. Also überreichte ihr eines der Bücher zum weiterschenken.

Am Nachmittag nahm ich den Weg unter die Räder und fuhr auf den elterlichen Bauernhof meines Partners. Das ist wohl der höchste Ort, den ich für meine Aktion auswählen konnte, der Hof liegt nämlich auf 1000 Meter.

Hier weiss ich die Bücher in guten Händen

Hier wusste ich, dass es Leseratten gibt, und die nächste Bibliothek liegt hier auch nicht um die nächste Hausecke. Den beiden Bäuerinnen übergab ich deshalb sehr gerne je ein Exemplar des Romans und freudig wurden die Bücher angenommen. In der Küche kamen dann noch weitere zwei Leseverrückte hinzu und es ergab sich ein wunderbares Gespräch über Literatur und Fotografie. Als ich nach einigen Stunden wieder ins Tal fuhr, lag ein Lächeln auf meinem Gesicht, denn es fühlt sich grossartig an, Bücher zu verschenken.

Als ich heute Morgen ins Büro fuhr, hatte ich eine ganze Tragtasche voll mit Büchern. Ich hatte mir vorgenommen, nicht einfach wild um mich Bücher zu verteilen. Am Welttag des Buches sollen Leute zum Lesen angeregt werden. Jeder, der lesen kann, tut dies auch in irgendeiner Form, sei das beim SMS oder Zeitung lesen oder am PC, Anleitungen, Gebrauchsanweisungen usw. Das heisst aber noch lange nicht, dass die gleichen Leute auch Belletristik mögen. Schon am Samstag meinte ein Verwandter, Bücher könne man auch zum Anzünden brauchen. Der käme mir gerade recht. Bücher wurden einmal verbrannt, aber nicht hier und jetzt bei uns.

Die ersten drei Exemplare verschenkte ich in unserer Kaffeerunde an meine Kreuzworträtsel-Kollegen. In der Mittagspause begab ich mich auf die Strasse. Es ist gar nicht so einfach, wildfremde Menschen einfach anzuquatschen, das muss ich doch ehrlich gestehen. Als mir eine ältere Dame entgegenkam, musste ich sie zweimal anrufen, damit sie stehen blieb. Ich stellte ihr die Frage, ob sie gerne Bücher lese. Misstrauisch und etwas mürrisch blickte sie mich von oben bis unten an und meinte, dass sie am Bücher entsorgen sei. Ich hatte eher den Eindruck, dass sie glaubte, ich wolle ihr etwas aufdrängen. Ich liess die Frau ziehen.

Ich fuhr zwei Stationen mit dem Tram. Ich schaute mir die Leute genau an und kam zum Schluss, dass sie nicht die richtigen Ansprechpartner sind. Was soll ich jemandem ein Buch schenken, der keine Tasche dabei hat, oder der die Tasche schon prall gefüllt hat. Auf der Strasse kann ich einem Arbeiter auch kein Exemplar in die Hände drücken, die „Iphone“-Süchtigen gehören auch nicht zum richtigen Personenkreis und Leute, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind, ebenfalls nicht. Da kam mir die Idee, ins nahe gelegene Altersheim zu gehen. Ich klopfte beim Heimleiter an die Tür  und sagte ihm, ich würde ihm gerne zwei Bücher zum Welttag des Buches schenken. Es gäbe doch sicher Menschen hier, die gerne ein Buch lesen würden. Das Geschenk nahm er dankend entgegen.

Danach marschierte ich durch die nächste Quartierstrasse. Vor einem Büro sass eine Frau, die eine Zigarettenpause machte. Wieder gab ich meinen Spruch von mir und die Dame meinte, sie lese sogar sehr gerne. Also drückte ich ihr eines der Bücher in die Hände und wünschte ihr viel Vergnügen bei der Lektüre. Die nächste Passantin wollte mir sogar etwas für das Buch geben. Ich erwiderte ihr, dass sie mir nichts geben könne, denn ich hätte die Bücher schliesslich auch geschenkt bekommen. Die Frau bedankte sich und meinte, dann hätte sie im Zug gleich etwas zu lesen. Im Park ging ich dann noch auf eine junge Frau zu, die im Gartenrestaurant am Lesen war. Ich bat sie, das Buch weiter zu schenken, wenn sie es nicht möge, aber auf gar keinen Fall wegzuwerfen. Sie erwiderte mir, dass sie das nie tun würde. Zufrieden zog ich also weiter.

Meine Tasche hatte sich geleert und im wahrsten Sinne des Wortes, zog ich erleichtert wieder Richtung Büro. Was auf jeden Fall auffällt, wie erstaunt die Leute sind, wenn man ihnen etwas schenken möchte. Sie drehen die Bücher von vorne nach hinten und wollen es kaum glauben, dass keine schlechte Absicht hinter der Aktion steckt. Dann besteht jeweils Aufklärungsbedarf. Die Bücher wurden für den „Welttag des Buches“ als Sonderexemplare gedruckt. Auf der Rückseite steht, worum es bei der Aktion „Lesefreunde schenken Lesefreude“ geht und auf der Innenseite sind alle Titel, die zum Schenken ausgewählt werden konnten, aufgelistet. Da gab es Krimis, leichte Unterhaltungslektüre, Gegenwartsliteratur oder Klassiker. Ob es eine gute Idee war „Kleiner Mann, was nun“ von Hans Fallada auszuwählen, weiss ich nicht, aber da erst letztes Jahr „Jeder stirbt für sich allein“ in einer Neuauflage herausgegeben wurde, dachte ich, ich könnte es mit einem weiteren Titel dieses deutschen Schriftstellers versuchen. Zudem wollte ich einen Titel, den ich noch nicht gelesen hatte und die Mitglieder unseres Lesezirkels wahrscheinlich auch noch nicht. Die werden beim nächsten Treffen auch noch beschenkt. Heute Abend werde ich noch ein Exemplar im Zug los, da bin ich mir sicher und in unserer Strasse lege ich noch eines in den Briefkasten eines Nachbarn, der auch immer auf dem Balkon am Lesen ist. Mein Partner hat auch zwei Bücher mitgenommen und bereits in der Spedition verteilt.

Bleiben noch vier, die werde ich auch noch los.

Mein Fazit: Es kostete mich etwas Überwindung, einfach so, auf mir fremde Menschen zuzugehen und sie anzusprechen, aber letztendlich hat mir das Verschenken Freude gemacht. Es war auf jeden Fall eine tolle Erfahrung!

Welttag des Buches

Heute ist der Welttag des Buches der UNESCO und ich habe eine ganze Tragtasche voll mit den Büchern dabei,  die ich verschenken werde. Wie es mir dabei ergehen wird, werdet ihr bald hier nachlesen können.

Also, ran ans Lesen und vielleicht verschenkt ihr spontan auch ein Buch an einen lieben Freund.

Welttag des Buches und wie ich doch noch rechtzeitig Buchschenkerin werde


Morgen ist es wieder soweit: dem Buch wird international ein Tag gewidmet, den wohl jede Leseratte und überhaupt jeder Kulturbegeisterte sehr begrüssen wird. Der Welttag des Buches wurde 1995 von der Unesco ins Leben gerufen. Viele Bibliotheken und Buchhandlungen weltweit werden sich wieder etwas Tolles zu diesem speziellen Tag einfallen lassen. Was mich ganz speziell freut, dass der „Welttag des Buches“ in Deutschland zum ersten Mal die Aktion „Lesefreunde“ initiiert hat: Zusammen mit der Stiftung Lesen, dem Börsenverein des deutschen Buchhandels und deutschen Buchverlagen werden dieses Jahr 1 Million (!) Bücher verschenkt.

Ich bin eine von 33’333 Glücklicken, die dreissig Exemplare, eines von mir ausgewählten Romans, verschenken darf, „Lesefreunde teilen Lesefreude“ wie es heisst. Allerdings muss ich dafür einmal kurz die Grenze überqueren. Ja, muss, nicht musste. Aber dazu komme ich später.

Die ganze Aktion begann sehr abenteuerlich. Die „Stiftung Lesen“ ist keine Schweizer Einrichtung, umso schöner ist es natürlich, dass ich aus der Schweiz trotzdem teilnehmen darf. Einzige Bedingung: die Bücher müssen in einer Buchhandlung oder Bibliothek, die sich an der Aktion beteiligt, in Deutschland abgeholt werden. Ich erhielt eine Mail, in der man mir eine Buchhandlung in der Nähe von Waldshut vorschlug, weil Waldshut selber nicht dabei ist. Das war für mich so schon einmal in Ordnung. Dann erhielt ich Mitte März eine E-Mail, um dann definitiv einen Ort auszuwählen, der im Umkreis meines Wohnortes läge, wie es hiess. Als ich den Link anklickte, war ich ganz schön erschrocken. Vier Standorte in Chemnitz wurden mir vorgeschlagen. Ich weiss wo Chemnitz liegt, wollte aber doch einmal wissen, wieviele Kilometer mich vom Buchglück trennen. Kaum zu glauben, 650 Kilometer (!) zeigte mir Google Maps an.

Na toll, wie kamen die Organisatoren bloss auf diese Ortschaft? Hängt mit der Postleitzahlt zusammen, wie ich später erfuhr. Also hämmerte ich eine Nachricht in die Tasten, griff, nachdem die Frist für den Auswahlort fast abgelaufen war, dann noch zum Telefon, denn ich wollte nichts unversucht lassen, um an der Aktion teilnehmen zu können. Wären meine Bemühungen misslungen, hätte ich einem Interessenten auf der Warteliste Platz gemacht. Aber gleich nach meinem Telefonat hatte ich es dann schwarz auf weiss, auf dem Bildschirm vor mir. Es waren nun nur noch 40 Kilometer bis in den Bücherhimmel.

Vom 16. bis zum 23. April 2012 wurde der Abholtermin festgelegt. So nahm ich am Montag frei, weil eh in Zürich ein halber Feiertag anstand. Gleich nach Öffnung der Buchhandlung, rief ich sicherheitshalber dort an, um zu erfahren, ob die Bücher überhaupt abholbereit wären. Und was hören meine Lauscher? „Es sind zwar zwölf Buchpakete eingetroffen, aber ihr Name ist nicht aufgeführt. Sind Sie denn überhaupt registriert worden?“.

Grossartig!

Also rief ich wieder in Mainz an und es stellte sich heraus, dass man einen Fehler gemacht hat, als man die Adresse in ein anderes Programm ziehen musste. Da bin ich schlicht und einfach auf der Strecke geblieben. Frau Rössel war so freundlich und klärte ab, ob da noch was zu machen wäre und siehe da, am Nachmittag erhielt ich einen Anruf, dass die Bücher noch nach Lauchringen geliefert werden können. Allerdings würde ich das Paket erst eine Woche später abholen können.

Am Freitagvormittag erhielt ich einen Anruf von der Buchhandlung Schreiner, dass das Bücherpaket zum Abholen bereit sei. Wow, da war die Freude gross und ich nahm nochmals einen Nachmittag frei, damit ich noch vor dem 23. April die ersehnte Sendung abholen konnte. Schön, dass es doch noch pünktlich geklappt hat.

Wie es mir mit dem Bücher schenken ergehen wird, das werde ich an dieser Stelle wieder berichten.

Ende gut, alles Gut 🙂