Lass den Teufel tanzen

Teresa De Sio nimmt uns mit in ein kleines apulisches Dorf, im Jahre 1956. Die Dorfbevölkerung feiert den Karneval. Am Tag danach ist Narduccio Greco, der junge Gutsherr tot, vergiftet. Es kommt nur Archina Solimene in Frage, das zwölfjährige, hässliche Mädchen des Tagelöhners Nunzio, die praktisch täglich bei den Grecos ein und aus geht. Zudem scheint sie krank zu sein. Und von der Tarantel wurde sie auch gebissen. Zwar hat man ihr durch die Musik , der Tarantella, und durch die Tanzerei das Gift aus dem Körper gezogen, aber sie hat den armen Mann bestimmt mit dem Kräutertrank, der „stramunella“, vergiftet. Zusammen mit ihrer Schwester brauen die beiden Kräutertränke, das müssen Hexen sein. Das glaubt jedenfalls die Dorfbevölkerung. Angeblich hat Narduccio Archina nachgestellt und sogar belästigt. Gerücht, Wahrheit? Das wäre zu einfach. Was passierte auf dem Gutshof der Familie Santo, die so angesehen in der Dorfgemeinschaft ist? Findet es selbst heraus, was in diesem Dorf geschah.

Der Roman hat mich fasziniert, denn viel zu selten findet italienische Literatur den Weg zu uns. Ich war aber auch bestürzt, was ich im Laufe der Zeit alles noch vorgesetzt bekam. Details möchte ich hier nicht aufführen, denn das Buch hat es wirklich verdient, gelesen zu werden!

Am Anfang und über viele Seiten des Buches war ich auch etwas verwirrt, denn es wimmelt nur so von Personen und Namen. Kein Wunder, das halbe Dorf kommt darin vor. Man sollte sich also schon konzentrieren, die Geschichte liest sich nicht einfach mal so nebenbei. Teresa De Sio ist Italien-Fans vielleicht als Sängerin und Songwriterin bekannt, sie schreibt aber auch für eine Literaturzeitschrift und dies ist ihr erster Roman und wie ich finde, absolut bemerkenswert. Selber in Süditalien, in Neapel, 1955 geboren, kennt sie die Mentalität, die Bräuche und den Aberglauben ihrer Landsleute. Deshalb bringt sie uns das Leben der Dorfbevölkerung des italienischen Südens sehr präzise nahe. Und endlich erfährt der Leser, was es mit der „Tarantella“ auf sich hat. Man sieht die Bilder vor sich und das Buch schreit förmlich nach einer Verfilmung. Wäre ich Regisseurin, hätte ich, in frühreren Jahren, mindestens Anna Magnani, Sophia Loren und Marcello Mastroianni eine Rolle angeboten. Wie die Autorin die Austreibung von Dämonen, nach dem Biss einer Tarantel, beschreibt, ist sehr eindrücklich, selbst die Lieder dazu schien ich zu hören.

Ich bin begeistert und hoffe, dass von Teresa De Sio noch weiter als Schriftstellerin zu hören und zu lesen ist. Das Buch hat mich schlichtweg umgehauen!

Wer sich Teresa De Sio als Sängerin anhören möchte, um sich schon mal auf das Buch einzustimmen, kann sich das wundervolle „Tarantà“, ab ihrem ersten Album von 1982 anhören:

oder ihren Auftritt in Köln, wo sie die „Tarantella“ erklärt:

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